Ukraine

Heeres-Oberst wird jetzt mit Liebesbriefen überschüttet

Abwehr von Feinden gehört zu seinem Job, doch Oberst Markus Reisner ist derzeit "Angriffen" anderer Art ausgesetzt. Er bekommt Massen an Damen-Post.

Roman Palman
Bundesheer-Oberst Markus Reisner ist Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Bundesheer-Oberst Markus Reisner ist Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Screenshot YouTube / Bundesheer

Seine tiefgründigen Analysen zum Kriegsgeschehen in der Ukraine haben Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt in den letzten Monaten weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. In seinem neusten YouTube-Video waren es aber zwei skurrile Anmerkungen am Ende, die seinem Bericht die Show stahlen. Denn offenbar ist Reisner durch seine öffentlichen Auftritte mittlerweile selbst zum Ziel von bösen Gerüchten geworden – und scheinbar zum Frauenschwarm avanciert.

Russischer Agent?

"Ich möchte mich bei all meinen Fans bedanken, die mich mit Zuschriften eindecken. Unter anderem auch jene, die vermuten, dass ich ein russischer Spion wäre", begann der Bundesheer-Oberst seinen Nachtrag. In einem von ihm gezeigten Social Media-Beitrag wird Reisner bezichtigt, eine "nationale Gefahr für Österreich, Europa und die NATO" zu sein.

Doch anstatt etwa auf seiner eigenen Bühne verbal gegen die Fake-News-Verbreiter auszuteilen, bewies der Soldat Coolness. Ohne mit der Wimper zu zucken, forderte er die Verfasser auf, ihn doch bitte einem der folgenden russischen Geheimdienste bzw. Ministerien – GRU, SVR, FSB, MOD und MFA – zuzuordnen.

Damen-Post: Reisner gibt Fans einen Korb

Gleichzeitig dürfte er aber auch noch in das Visier einer anderen Kategorie Mensch geraten sein: Frauen. "Ich möchte mich auch bei den Absendern der circa über 80 Spam-Emails bedanken, die ich jede Woche von jungen Damen bekomme, die mit mir Kontakt aufnehmen wollen", so der Offizier, der keinen sichtbaren Ring am Finger trägt, weiter. Mit einem Anflug von Bedauern in seiner Mimik schoss er diese Avancen aber gleich präventiv ab: "Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich hier nicht vorhabe, diesen zu antworten."

Reisners vielsagender Gesichtsausdruck als er seinen weiblichen Fans einen Korb gibt.
Reisners vielsagender Gesichtsausdruck als er seinen weiblichen Fans einen Korb gibt.
Screenshot YouTube / Bundesheer

Obwohl er damit vielleicht einige Fans vergrämt hat, wird der kahlköpfige Offizier dafür in den Kommentaren gefeiert. Ein Auszug aus den Reaktionen der User:

➤ "Mein Beileid an die armen Damen um ihrer vergeblichen Kontaktaufnahmen".
➤ "Daumen hoch für den Nachsatz – zeigt auch den Humor den Sie besitzen"
➤ "Sehr professioneller Umgang mit den typischen Internetproblemen"
➤ "Extra Kompliment für den Nachtrag. Besser kann man sowas nicht handhaben!"
➤ "Der knochentrockene Nachtrag war absolute Kunst. Herzlichen Dank auch dafür."
➤ "Russischer Spion – geiles Ende Oberst Reisner – Bester Mann!"

Der Kampf um unsere Köpfe

Eigentlich war es ja in seinem Video mit dem Titel "Der Kampf um unsere Meinung" um die Informationsebene im Krieg in der Ukraine gegangen. Dabei klärte er auf, wie und warum sowohl Russland als auch die Ukraine versuchen, die öffentliche Meinung im Westen durch Propaganda zu beeinflussen.

Während Wladimir Putin dem russischen Volk das Patrioten-Süppchen kocht und das Narrativ verfolgt, dass sich Russland in einem Verteidigungskrieg gegen den bösen Westen und die NATO befände, versucht er zeitgleich, die öffentliche Unterstützung für die Ukraine in Europa und den USA zu untergraben. Teil der Erzählung: die Sanktionen würden den EU-Ländern selbst mehr schaden als dem Kreml. Derweil versucht er, mit Blockade von Erdgas- und Getreidelieferungen weltweit gezielt Ängste vor einem kalten Winter, Hungerkatastrophen und Massenmigration zu schüren.

Je näher die kalte Jahreszeit rückt, umso mehr Druck werde auf die europäischen Staaten ausgeübt. Reisner: "Der Konflikt wird bis in unsere Wohnzimmer weiter geführt."

Entscheidung fällt im Hinterland

Für die Ukrainer ist es ebenso wichtig, die westliche Meinung zu beeinflussen. Denn sollten die Unterstützung und besonders Waffenlieferungen durch EU und USA einmal wegbrechen, sehe es sehr düster für deren Kampfkraft aus. Deshalb positionieren sich die Ukrainer als stellvertretenden Verteidiger ganz Europas und der westlichen Wertegemeinschaften gegen russische Aggressionen.

Warum Putin und sein ukrainisches Pendant und Namensvetter Wolodimir Selenski das alles tun, ist klar: die russische "Spezialoperation" ist zu einem ausgewachsenen Abnützungskrieg geworden. Und ein solcher, erklärt Reisner im Video, werde sehr oft nicht an der Front entschieden, sondern im Hinterland. Die Armee, die als erste den Rückhalt der Bevölkerung und verbündeter Staaten verliert, werde voraussichtlich unterliegen.

"Man erkennt aufgrund von ersten Demonstrationen in Europa, dass bereits feine Risse durch die Gesellschaft gehen. Umso wichtiger ist es hier, zusammenzustehen und zusammenzuhalten und sich nicht diesen Angriffen im Informationsraum auszusetzen", so das Fazit des Bundesheer-Offiziers.

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